Ständehausstr 2
76133 Karlsruhe
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Eine Dauerausstellung präsentiert die Höhepunkte der badischen Landtagsgeschichte, die im Erdgeschoss mit der Entstehung des Großherzogtums Baden und der Badischen Verfassung beginnt.
Das Badische Ständehaus Karlsruhe gilt zu Recht als ein Wegbereiter der Demokratie in Deutschland. An diese Tradition erinnert seit 1993 die "Erinnerungsstätte Ständehaus", in der die badische Landtagsgeschichte in einer Ausstellung präsentiert wird.
Das Karlsruher Ständehaus war der erste eigene Parlamentsneubau in Deutschland und steht für 125 Jahre badische Parlamentsgeschichte. Grundlage war die 1818 von Großherzog Karl auf dem Sterbebett unterzeichnete Badische Verfassung, die erstmals moderne politische Mitwirkungsrechte gewährte.
Oberbaurat Friedrich Weinbrenner war von den Abgeordneten mit dem Entwurf eines Neubaus beauftragt worden. Weinbrenner entschied sich für eine markante Betonung der Straßenecke zum Friedrichsplatz in Form einer Rotunde. Wegen zu hoher Kosten wurde Weinbrenner Anfang 1821 abgelöst von seinem Neffen und Schüler, dem Militärbaudirektor Friedrich Arnold, der die Planung aber nur unwesentlich modifizierte, u.a. mit einem Mezzaningeschoss (Halbgeschoss) und mit weniger, aber teils größeren Räumen. Der Kostenrahmen wurde letztlich um mehr als die Hälfte überschritten.
Die Wahlrechtsreform und die Vermehrung der Abgeordneten der Zweiten Kammer machten 1905 einen Erweiterungsbau notwendig. Der Karlsruher Architekt Karl Henz fügte ihn an der Ritterstraße nördlich an. Dieser Bau – jetzt Arbeitsgericht – steht heute noch.
Das Ständehaus wurde im Krieg schwer beschädigt. Das Land als Eigentümer sah nach 1945 keinen Bedarf für einen Wiederaufbau und ließ die Ruine verfallen. 1961 begannen gegen kritische Stimmen in der Stadt die Abbrucharbeiten der Baureste. Das Grundstück wurde geteilt, der westliche Teil ging an die katholische Kirche für den Bau des Gemeindezentrum St. Stephan. Die restliche 930 qm große Brache blieb ein Parkplatz. 1987 erwarb die Stadt dieses Gelände und errichtete 1993 im Bewusstsein der Historie das „Neue Ständehaus“ mit der Stadtbibliothek und der „Erinnerungsstätte Ständehaus“.
Das Architekturbüro Planfabrik SPS griff das Motiv der Rotunde mit Kegeldach des historischen Vorgängerbaus auf. Die Fassade des Neubaus ist modern in hellem Betonwerkstein ausgeführt, passt sich aber in den Proportionen und Baufluchten den benachbarten Liegenschaften an, so dass sie scheinbar drei Stockwerke aufweist. Tatsächlich verbirgt sich ein viertes und fünftes Stockwerk unter dem weit auskragenden Gesims und dem Dachstuhl.
Das neue Ständehaus ist auch ein musealer Ort, in dem an die badische Verfassungsgeschichte, und damit auch an die demokratische Tradition der Bundesrepublik Deutschlands erinnert wird, die die liberalste aller deutschen Staaten war. Die Badische Verfassung war ihrer Zeit weit voraus. Sie garantierte Gleichheit vor dem Gesetz, Schutz des Eigentums, Schutz der persönlichen Freiheit, Pressefreiheit, Glaubensfreiheit und ein Wahlrecht zunächst nur für Männer, im 20. Jahrhundert aber dann - auch hier als erstes deutsches Land - auch für Frauen.
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